Im Vorfeld der Abstimmung zur Biodiverstätsinitiative
Diese kommt im September zur Abstimmung. Der Bauernverband läuft Sturm dagegen. Ich gebe hier keine Parole, aber ein paar Gedanken meinerseits. Die Biodiversität ist angeschlagen, von Natur aus Veränderungen unterworfen und unterliegt sehr vielen gesellschaftlichen, klimatischen und natürlichen Einflüssen. Die Natur muss nicht in erster Linie aufgepäppelt werden, sondern vertrauensvoll und sorgsam behandelt werden. Die Landwirtschaft hat seit vielen Jahren Fortschritte gemacht - dass sie immer intensiver wird, wie mancherorts behauptet, stimmt nicht. Verbesserungspotential mit Kostenfolge, Mehrarbeit und Mitverantwortung der Konsumenten besteht trotzdem insbesondere im konventionellen Acker-, Gemüse- und Obstbau.. Dass der Erfolg betreffend Biodiversität nicht grösser ist, legt den Schluss nahe, dass wesentliche Ursachen ausserhalb der Landwirtschaft zu suchen sind.
Viele Probleme kann nicht die Landwirtschaft lösen: Mobilfunk, Lichtverschmutzung, Strassenverkehr, Bauwesen, Freizeitaktivitäten. Die Biodiversität ist in der Bundesverfassung eigentlich genügend geregelt, aber nicht alles nötige umgesetzt. Die Initiative verknüpft auf unglückliche Weise Biodiversität mit Heimatschutz - ich kann nicht nachvollziehen, warum. In Europa wird zunehmend mit Bürokratie versucht, die Welt zu retten - leider ist der Fortschritt gering und das Leben wird kompliziert. So ist es im Thurgau schon ziemlich schwierig, zum Beispiel Kinder-Lager im Freien zu organisieren. Der Wald ist verreglementiert, die Ökowiesen sind verreglementiert, Veranstaltungen sind verreglementiert. Auch die Landwirtschaft ist verreglementiert - es überläuft den Bauern, auch den Biobauern - und das Unbehagen vor noch mehr Reglementierung ist gross.
8. Mai 2024
In diesem Jahr ein nasser Winter und nasser und extrem früher Frühlingsanfang. Der Weizen steht nicht so schön wie meistens. Das Obst hatte eine sehr gefährliche kalte Phase in der zweiten Aprilhälfte zu überstehen. Sie ist glimpflich ausgegangen. Die Bienen haben über eine Woche den eigenen Honig gefressen statt Blüten bestäuben können. Weil jedoch die Obstblüte sehr stark war und das Wetter vor und nach der kalten Phase gut, sehen die Obstbäume im Moment verheissungsvoll aus.
30. November 2023
Wintereinbruch nach einem durchzogenen Jahr. Der Ackerbau war mehrheitlich gut, von Flop (Erbsen) bis Top (Soja, Konservenbohnen, Mais). Der Obstbau mehrheitlich schlecht, ebenfalls von Flop bis Top je nach Sorte. Und wurmstichige Äpfel wie noch nie. Aber viel Sonne und viel Zucker in den Früchten.
Zu warm. Zu kalt. Zu nass. Zu trocken. Zu heiss, dann ein schöner aber zu warmer Herbst und ein nasser Spätherbst. Der Durchschnitt stimmt fast, und alle Extreme haben nirgends das Genick gebrochen, und hin und wieder war das Resultat auch gut.
Manchmal kann mit ausgefeiltem landwirtschaftlichem Perfektionismus viel herausgeholt werden, wenn es zu nass oder zu trocken ist. Und manchmal bleibt uns, zu nehmen, was es noch gibt. Und bisher hat es trotz allem einiges gegeben.
6. Juni 2023
Nach einem extrem trockenen Februar, extrem nassem und eher kühlem April und erster Maihälfte jetzt eintönig trockene Bisenlage. Die Obstbäume vermissten um und nach der Blüte die Sonne. Die gestressten Bäume haben sehr unterschiedlich Früchte angesetzt, insgesamt recht knapp. Der Ackerbau hat es bis jetzt meist recht gut überstanden, mit Ausnahme der Konservenerbsen, die mit extremer Nässe, Schnecken und dann plötzlicher Trockenheit so ihre Not haben.
Marina ist am Lehrabschluss und geht nachher auf die Alp. Papi freut sich, dass insbesondere Marina und Philipp zunehmend Anteil nehmen an der Landwirtschaft. Aber eine allfällige Nachfolge ist noch völlig offen, wir sind gespannt...
26. Oktober 2022
Ein gutes Obstjahr ist erfolgreich bewältigt. Nicht ohne Turbulenzen. Sehr trockener heisser besorgniserregender Sommer. Machte viel Zucker in den Früchten. Eher nasser Herbst (zum Glück). Ungeplanter Personalengpass in der Haupternte. Ende gut, trotzdem fast alles gut...
Krieg, Klima und Energiekrise in aller Munde. Reiht sich nahtlos ein in das unschöne Corona-Debakel. Uns bleibt, uns in unserem Umfeld für Menschlichkeit einzusetzen und die Hoffnung auf den zu setzen, der die Welt in seinen Händen hat, uns trägt und liebt. Wir haben nicht die Macht, die Welt zu retten. Aber wir sind verantwortlich für das, was wir selber tun und tun können.
6. Juni 2022
Hagel kurz nach der Blüte. So früh noch nicht so schlimm. Permanent knapp genügend Wasser. Die Blüte erfolgreich durch die kalten Nächte gebracht, der Behang an den Bäumen gut aber nicht übermässig. Die Ackerkulturen sehen allesamt erfreulich aus. Am wenigsten der Hafer für die Biofarm. Dieser ist etwas verunkrautet, der Mohn darin blüht aber wunderschön.
2. April 2022
Die erste grosse Trockenheit ist erst mal vorüber. Sie war noch nicht wirklich ein Problem um diese Jahreszeit - froh um Niederschläge sind wir jetzt trotzdem.
Mehr Sorge gilt einmal mehr unseren Obstbäumen: Diese entwickeln sich in diesem Jahr zum wiederholten Mal extrem früh, sodass uns die nächsten beiden Nächte schon mal wieder der Schlaf auf der Strecke bleibt. Der Schnee, den wir bekommen haben, ist nicht direkt das Problem. Aber wenn das Wetter wieder aufklart, kommen die Frostnächte. Die Apfelblüte ist zur Hauptsache noch nicht gefährdet, die Birnen schon eher. Insbesondere die frühblühenden Birnen - und dazu gehört unsere "heilige" Olivier de Serres, werden wir ein weiteres mal beheizen müssen. Ich hoffe, dass das nur kurz der Fall ist und sich nicht wiederholt.
Diese Woche habe ich nochmals ein paar CA-Boxen zur Obstlagerung gekauft. Das sind grosse Apfelkisten mit geschlossenem Deckel mit spezieller Membran, mit denen ich die Äpfel mit nur minimem Sauerstoffgehalt lagern kann, damit sie länger frisch bleiben. Diese Lagerung ist teuer und erfordert einige Erfahrung. Aber sie bewährt sich bestens - und ich kann flexibel im eigenen Kühlraum bis ca. Mai-Juni lagern bei guter Qualität. Diese lange Lagerung wird immer mehr zu einem Erfolgsfaktor für uns.
Eine Herausforderung ist die Politik. International erschreckend - und die Schweiz ist auch nicht heilig als Drehscheibe für sehr viele Rohstoffe.
Schwierig auch die Landwirtschaftspolitik: Der Kanton Thurgau und mit etwas Verzögerung die ganze Schweiz - legen der Landwirtschaft mit immer neuen Pauschalauflagen Knebel zwischen die Beine. Einer ist die neue Schleppschlauchpflicht zur Gülleausbringung. Eine teure, schwere und unflexible Mechanisierung, die an vielen Orten Sinn macht, aber bei Weitem nicht überall. Viel wichtiger als moderne Technik ist der flexible, wetterangepasste Maschineneinsatz - und gerade das wird hier unnötig erschwert.
Neuerdings soll die Landwirtschaft auch noch das Klima retten. Es besteht jetzt ernsthaft die Gefahr, dass die Landwirtschaft, die in immer dringenderer Verantwortung steht, die Welt zu ernähren, gleichzeitig immer mehr unter dem Klimawandel Risiken und Verluste erleidet, nun auch noch für ein grünes Mäntelchen in der Vermarktung hinhalten muss. Und ein Label gegen das andere ausgeschlachtet wird. Die Kuh schuld ist am Sauhund Mensch. Und am CO2-Ablasshandel viel Geld verdient wird... Ja, wir geben uns Mühe. Alles Weitere ist unehrlich.
31. Oktober 2021
Geschafft! Aufräumen und einwintern, Kräfte auftanken. Wieder ist ein sehr spezielles Jahr hinter uns - und erstaunlicherweise gar nicht mal so schlecht. Auch die Obsternte war recht akzeptabel. Das grösste Problem sind die Regenflecken auf Äpfeln und Birnen, ein oberflächlicher Pilz, der sich nur teilweise und mit Aufwand wegbürsten lässt. Pilze haben eben gern nass...
25. Juli 2021
Die feuchten und kühleren Jahre sind mir lieber als Trockenheit und Hitze. Agronomisch allerdings ist das nicht unbedingt besser. Ein bisschen Sommer täte nicht schaden. Mais, Soja, Konservenbohnen sind im Verzug. Die Getreideernte eine Herausforderung. Die Belastung der nassen Böden oft grenzwertig mit den heutigen Erntemaschinen.
Landauf, landab werden die Bioobstbauern mit krankheitsanfälligen Sorten fast wahnsinnig. Ein Bio-Gala ist in einem solchen Jahr weder wirtschaftlich noch ökologisch, da müssen die Bauern fast auf der Spritze übernachten, um ihn mit Biomitteln einigermassen gesund zu erhalten. Meine hauptsächlich robusteren Apfel- und Birnensorten scheinen einigermassen gut über die Runden zu kommen. Wie gut, dass meine Kunden mir Freiheiten in der Sortenwahl gewähren.
Bin ich wahnsinnig, Tafelobst zu produzieren ohne Hagelnetz? Bisher sieht die kommende Obsternte zwar nicht rosig aus, aber immerhin ordentlich. Gefühlt sind wir bald die Einzigen, die von grösseren Unwettern verschont geblieben sind. Dankbarkeit. Das Gefährlichste waren die Blütenfröste im Frühling.
Es wird in diesem Jahr erntemässig schweizweit so ungefähr von Allem zu wenig geben, ausser Futter für die Rindviecher. Kein Problem, der Import wird es richten. Die Schweiz ist privilegiert.
26. Januar 2021 Corona oder was?
Als Biobauer kann ich eigentlich nur den Kopf schütteln. Die Erfahrung lehrt, dass einerseits der Mensch immer wieder vor der Natur kapitulieren muss, anderseits die Natur, wenn sie nicht mit aller Gewalt kaputtgemacht wird, unglaubliche Regulierungs- und Selbstheilungskräfte hat. Bei der gefürchteten Obstkrankheit Feuerbrand haben Bauern längst gesehen, dass sich der Feuerbrand zwar nicht ausrotten lässt, aber die Natur mit ihm umzugehen lernt. Während studierte Agronomen noch ein paar Jahre Kollateralschäden produzierten, bis sie es ebenfalls sahen. Gleiches geschieht jetzt mit dem grossen Covid-19-Experiment am Menschen.
Auf unserem Hof herrscht KEINE Maskenpflicht. Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Virus um, aber jeden Blödsinn, den Medien und Politik veranstalten, wollen wir nicht mitmachen.
26. Januar 2021 Rückschau
Ein sagenhaftes Jahr liegt hinter uns. Ausser dem verunkrauteten und schitteren Lein und etwas Pech mit unseren Rindern war so ungefähr alles, im Acker wie im Obst, super. Nicht kampflos und nicht ohne Zittern um die Obstblüte und den Regen. Der Obstkühlraum ist eine Freude, wir werden bis in den Sommer eigene Äpfel und Birnen anbieten können.
22. August 2020 Die neue Ernte ist im Gang
Seit Ende Juli sind wir wieder lieferfähig mit frühen Äpfeln und Birnen, aktuell auch wieder mit frischem Süssmost. Die Ernte sieht meist hervorragend aus in Menge und Qualität.
Gestern haben wir beschlossen, unseren Holunder-Süssmost für diese Saison nicht anzubieten. Die Kirschessigfliege hat unseren Holunder so in Mitleidenschaft gezogen, dass eine vernünftige mengenmässige und qualitative Verwertung nicht möglich ist. Angesichts eines sonst guten Jahres nur ein kleiner Patzer.
1. Juni 2020 Die Lücke bis zur hoffentlich schönen neuen Ernte
Kein Obst mehr zu verkaufen. Nicht nur wir selber sind leergekauft, die ganze Schweiz und Europa haben kaum mehr Bio-Äpfel. Es ist schön zu sehen, dass die Kunden zunehmend auf Bio setzen. Der kleine chinesische Virus tut sein kleines dazu. Ich bin froh, Bauer zu sein und keine grösseren Probleme mit den Distanz- und Desinfektionsvorschriften zu haben. Mit den wenigen temporären Hilfskräften ist es gut zu bewältigen.
Mehrere Frostnächte haben uns in diesem Frühling gefordert. Dank erneuter Frostfeuerung haben es die Blüten überlebt. Mit dem trockenen Frühling und Vorsommer wächst jetzt eine sehr erfreuliche Apfel- und Birnenernte heran. Aber ohne Wasser geht trotzdem nichts - ich warte immer wieder sehnlichst auf Regen.
Die Pflanzenentwicklung ist durchwegs sehr früh. Ab Ende Juli können wir voraussichtlich bei den neuerntigen Äpfeln wieder aus dem Vollen schöpfen.
8. März 2020 Wetter - und Politik
Der Winter, der keiner war: Nicht wirklich ein Problem. Gefährlich war erst der zu warme Februar, wirklich entscheidend ist aber, was jetzt noch kommt. Die Natur nimmt erheblichen Vorsprung mit ab jetzt. Jetzt bevorzuge ich kühl, damit es nicht zu schnell vorwärts geht. Wasser ist genug und das ist gut so. Jetzt warten wir auf trockenes Wetter, damit wir auch mit den Maschinen ins Feld fahren können.
Arbeit bescheren uns die wiederholten Stürme der letzten Zeit. Es gibt viel aufzuräumen im Wald. Holzen ist meine Lieblingsarbeit - aber nicht im Übermass bitte, sonst wird es zeitlich eng auf dem vielseitigen Betrieb.
Für Spannung sorgt im 2020 die Politik: Trinkwasser- und Pestizid-Initiative. Lesen Sie unter "Spezielles und Fachliches".
29. November 2019 Ernte-Fazit
Der Apfelkühler ist ziemlich leer, das schlechte Apfeljahr lässt sich nicht leugnen. Das ist nicht nur bei uns so. Die Bio-Äpfel werden nicht so weit reichen wie im Vorjahr. Birnen gut. Mais gut. Weizen gut. Erbsen gut. Soja gut. Lein gut wenn auch zuviel Arbeit mit dem Unkraut. Bohnen ein weiteres Mal exzellent.
Wasser gut - seit Oktober ist der Boden nach 18 Monaten endlich wieder voll. Also nichts zu jammern. Andernorts wurde der Boden im nassen Spätherbst leider ziemlich kaputtgemacht mit den schweren Erntemaschinen. Warum bietet die Landtechnik- und Lohnunternehmer-Branche nicht vernünftige, sprich leichtere Maschinen an??!! Es wäre besser, Zuckerrüben gar nicht zu ernten als so wie zum Teil geschehen.
Im Oktober haben wir einen kleinen Ochsen verloren. Ihm ist ein Apfel im Hals steckengeblieben. Die Tortur zusammen mit dem Tierarzt war gross und im letzten Moment vermeintlich erfolgreich. Drei Wochen später zeigte sich, dass Kehlkopf und Lunge eben doch etwas abbekommen haben. Er war nicht mehr zu retten und musste eingeschläfert werden. Das Leben ist gefährlich.
24. August 2019 Späte Ernte, wenig Aepfel, viele Birnen
Die angelaufene Ernte ist in diesem Jahr fast zwei Wochen später als im letzten Jahr. Bei den Aepfeln, v. a. den Herbstsorten, z.B. Kidds Orange, Resi, Spartan, Rajka klafft eine deutliche Lücke, siehe unten vom 6. Juni. Werden wir aus Zukauf etwas ergänzen müssen. Die Birnen sehen sehr vielversprechend aus und der viele Regen der letzten Wochen ist eine Wohltat und bekommt auch dem Fruchtwachstum gut.
8. Juni 2019 Blühende Äcker
Also diese Bilder von gestern können wir Ihnen nicht vorenthalten: Ein mit Mohn "verunkrauteter" Weizenacker, wie es nur im Bio möglich ist. Und blühender Lein im schönsten Moment. Der Lein blüht nicht sehr lange, und mehr am Vormittag. Nachmittags fällt das blaue Blütenmeer nach und nach zu Boden, am nächsten Tag blühen die nächsten Knospen auf. Ein kurzer Moment zum Geniessen.
6. Juni 2019: Durchzogene Aussichten der neuen Obsternte
Während Ackerbau, Futterbau und Tierhaltung auf Kurs sind, sieht die neue Apfelernte wieder sehr durchzogen aus: Nach hervorragendem Wetter zur Birnen- und frühen Apfelblüte kam im Mai die Kälte zurück, teilweise verbunden mit sehr feuchtem Wetter. Die Bienen waren zur Untätigkeit gezwungen, die Obstbäume standen unter Stress, und mit Mühe und Kosten konnten wir mithilfe von Frostkerzen verhindern, dass unser gesamtes Obst erneut erfroren wäre. Verbunden mit z.T. doch schwächerer Blüte als erhofft, ergab das, dass die mittleren und späteren Apfelblüten nicht befruchtet wurden und die Bäume durch den Stress auch viele Blüten und Jungfrüchte abwarfen.
Fazit: Birnen top, Äpfel mehrheitlich flop.
7. April 2019: Gedanken zum Bioobstmarkt und zum Frühling
Die Produktion von Bioobst - und zum Glück auch der Konsum desselben - wächst rasant. Nachdem im Herbst aufgrund der grossen Ernte und wegen einigen sehr grossen Umstellungsbetrieben Katerstimmung am Bioobstmarkt herrschte, weicht diese im Moment der Dankbarkeit, dass der Biokonsum mithält. So müsste es sein, wollen wir die von der Landwirtschaft verursachten Umweltprobleme lösen. Wermutstropfen ist dabei, dass das Angebot und die Wünsche der Grossverteiler an Sorten und äussere Qualität für einen stimmigen Bioapfelanbau nicht wirklich förderlich sind. Hochanfällige Apfel-Weltsorten wie Gala sind hoch im Kurs, derweil geschmackliche Vielfalt verschiedener robusterer Sorten im Hintertreffen bleibt. Jegliche natürliche Schönheitsfehler sind unerwünscht, was Hagelschutznetze und intensiven - wenn auch Bio-Pflanzenschutz fördert. So ist es doch besser, einen Bioapfel zu essen - hilfreicher aber, Bioäpfel zu kaufen, wo Sortenvielfalt und kleine Spuren der Natur erlaubt sind - ich danke meinen Abnehmern für die hilfreiche Kooperation diesbezüglich.
Die Vorzeichen dieses Frühlings sind bisher in Ordnung. Zwar ist das Niederschlagsdefizit des letzten Jahres noch nicht aufgeholt, was etwas beunruhigt - aber betreffend Wetter ist bald nichts unmöglich... Trotz der Grossernte des letzten Jahres ist die Blütenknospenbildung der Bäume im Allgemeinen nicht so schlecht, Potential also vorhanden. Ein erster kleiner Schreckmoment die vorletzte Nacht, musste ich doch nach Blütenfrost 2016 & 2017 bereits wieder bei frühblühenden Birnen mit Frostkerzen intervenieren. Minus 5 Grad bei nahender Blüte war doch etwas heftig, noch ist aber wohl nichts verloren.
1. Dezember 2018: Winterruhe, Rück- und Ausblick
Im Rückblick auf das Extremjahr 2018 staune ich wie so oft, wie wir doch wieder von sehr grossen Ausfällen verschont wurden. Manches hat sich sehr gut behauptet.
Wenn andere mit dem trüben Spätherbst trübe Gedanken wälzen, blühe ich (Christoph) auf: Es kommt die Jahreszeit, wo der (Pflanzen-)Bauer Freiheiten geniesst, die er während der Vegetationszeit nicht hat - ich meine, im Winter sei ich freier als viele Berufsleute. Arbeit ist zwar immer genug, aber sehr flexibel. Wieder sind etwas alte Bäume zu roden und durch neue zu ersetzen, der Winterschnitt steht an, diverses im Büro und an Maschinen und Gebäuden zu tun - und, darauf freue ich mich jeweils am Meisten, Zeit, ein Bisschen zu holzen im Wald.
Daneben läuft natürlich unsere Vermarktung ganzjährig weiter. Noch ist viel Obst am Lager, das Meiste in Grosskisten unter Sauerstoffminimierung, um die Aepfel länger frisch zu halten. Aufgrund der Grossernte produzieren wir in diesem Winter auch mehr als sonst Apfelringe - die sind sehr lange haltbar. Etwas speziell war auch die grosse Quittenernte - wir haben einfach mal viel Saft gepresst und haben jetzt jede Menge Quittensaft zu verkaufen. Nicht wenige Leute schätzen den so zu trinken wie er ist. Von einem unserer beiden Nussbäume sind die Nüsse eher klein und schlecht zu knacken, aber mit hervorragendem Aroma. Davon gibt's um Weihnachten Baumnussöl. Noch ist unklar, wie frei verkäuflich das ist und wieviel wir unter der Hand behalten. Aber fragen Sie einfach, wenn Interesse vorhanden ist.
Diese Woche war ich (Christoph) wieder mal auf Entdeckungstour in Grossverteiler-Läden - ich habe immer wieder Kulturschock deswegen: Was kann und muss der Mensch doch immer kaufen, gigantische Auswahl, endlose Verwirrung vor lauter Gestell-Labyrinth, und doch oft einsam, armselig und der Natur entfremdet, was da angeboten wird. Da gibt es Läden, die gerade eine einzige Apfelsorte in Bio verkaufen, oft den Gala, der nur mit unschönen Kompromissen biologisch zu produzieren ist bei unserem Klima. Oft auch nur in Plastik eingepackt. Wo bleibt da die Abwechslung für den Gaumen? Wo bleibt das Engagement der Grossverteiler für den biologischen Obstbau? Da bin ich froh, gibt es unabhängige Bioläden, die für mehr Vielfalt stehen.